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Wieder hitzige Debatte beim "Talk im Turm":
Konflikt zwischen Israel und Palästina

Von Peter Romir

Der Konflikt zwischen Israel und Palästina sorgte auch bei der Diskussionsreihe "Talk im Turm" der Nürnberger Friedenskirche in St. Johannis für Debatten.

Er macht es sich schon nicht leicht, der Pfarrer der Friedenskirche, Ekkehard Wohlleben. Bereits bei der ersten Ausgabe von "Talk im Turm" zum Thema Globalisierung hatte es heiße Diskussionen gegeben, doch bei der zweiten Veranstaltung "... und Friede auf Erden?" zur Gewalt in Israel und Palästina kochten Gefühle fast über.

Und das, obwohl mit dem palästinensischen Fürther Arzt Zachaira Abu Mustafa und Michael Salomon von der jüdischen Einwanderer-Hilfsorganisation "Keren Hayesod" durchaus gemäßigte Vertreter beider Nationen auf dem Podium saßen.

"Es war sehr schwer, zu diesem Thema Referenten zu finden", erinnert sich Wohlleben, "die bereit sind offen zu diskutieren." Zu tief sitzt der Schock von Gewalt und Gegengewalt bei beiden Völkern, die sich ein Land teilen, das halb so groß wie Bayern ist.

Wir haben ständig Angst um unsere Kinder

"Wir haben ständig Angst um unsere Kinder", meint Israeli Salomon und Mustafa, dessen Familie in Gaza wohnt, betont, dass für ihn die Bombardierung von Zivilisten durch israelische Militärs genauso schlimm ist,, wie der Terror.

Deutlich spürt man die Spannung in der Turmstube der Friedenskirche steigen, als beide Seiten beginnen, sich Gewalttaten vorzurechnen, welches Volk mehr Kinder verloren hat, welches mehr Frauen. Auch das Publikum ist gespalten. Der Satz "Arafat hat Blut an den Händen" erhält Applaus von einer Hälfte, der Konter "Und Sharon auch!" von der anderen.

Zwischen den Stühlen sitzt die Erlanger Studentin Andrea Zempel, die sowohl in Israel als auch in Palästina an Schulen gewesen ist und versucht, beide Seiten zu verstehen. "Beide Völker sehen sich als Opfer, es fehlt an Vertrauen", lautet ihre Beobachtung. "Die Menschen stecken zu tief in ihrem Leid um zu erkennen, dass es komplexer ist als ein einfaches ,Du bist schuld!"
Aus ihrer Sicht besteht wenig Hoffnung auf ein baldiges Ende des Konfliktes.

Und es dauert tatsächlich bis nach dem Abendgeläut der Friedensglocke über den Köpfen, bis vom Frieden die Rede ist: "Wir hatten auch einmal einen Erbfeind - Frankreich", erinnert ein Besucher die Streitenden. "So etwas kann man nur durch entsprechende Erziehung der Jugend beenden." "Es gibt eine Spirale der Gewalt, die sich immer schneller dreht", meint auch Michael Salomon. "Aber jede Spirale hat ein Ende!"

Für den Agraringenieur liegt die Chance auf Frieden in verstärkter wirtschaftlicher Zusammenarbeit. - Als Beispiel holt er eine Schachtel mit Erdbeeren aus der Ecke: "Produziert von Palästinensern, vermarktet von Israelis" übersetzt er die englische Inschrift. "Das ist die Lösung, so sieht der Frieden aus!", fügt er hinzu. Eine Hälfte des Publikums applaudiert.

"Und warum sollten wir Palästinenser nicht selber unser Produkt vermarkten? In unserem eigenen Staat?", fragt Zachaira Abu Mustafa nach und nun applaudiert wieder die andere Hälfte.

Weil sie sich jeden Tag sehen,
wird der Streit immer schlimmer

Immerhin: In zwei Punkten sind Mustafa und Salomon sich trotz aller Differenzen einig: Beide hoffen auf einen Sieg der Arbeiterpartei bei den nächsten Wahlen in Israel und beide sehen die Zukunft nicht in einem gemeinsamen "Vereinigten Staat des Heiligen Landes" (wie ein Besucher vorschlägt), sondern in zwei getrennten Nationen. "Wir sind wie ein Ehepaar, das sich zerstritten hat", meint Mustafa. "Und weil sie sich jeden Tag sehen, wird der Streit immer schlimmer. Wir müssen uns erst mal eine Zeit lang trennen. Dann können wir uns vielleicht irgendwann treffen und gemeinsam etwas trinken und reden." Daraufhin gibt es zum ersten Mal einen gemeinsamen Applaus an diesem Abend in der Friedenskirche.


Michael Salomon von der jüdischen Einwanderer-Hilfsorganisation
diskutierte auf dem Podium. Foto: Peter Romir

Die nächste Veranstaltung der Reihe "Talk im Turm" findet am 29. Januar statt und befasst sich mit Straßenkindern in Nürnberg.

hagalil.com 09-12-2002


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